Stories 4-ever - Treffen...

LuP - Treffen im Straßengraben

 

 

Es war einer der üblichen Chatabende – ein fast üblicher. Eines war anders! Ich besprach grade mit Petra, einem südtiroler Mädel, unser erstes Treffen!!! Ja – ich würde sie endlich treffen, und ich freute mich wahnsinnig. Damit jeder von uns ein bisschen Weg zurücklegen musste, wollten wir uns in den Herbstferien in München treffen. Natürlich waren unsere Eltern strikt dagegen, aber wir gaben unser bestes im Überreden...... und tatsächlich, sie erlaubten es. Ein Wunder. Das mussten wir natürlich besprechen und vor allem planen, so gut es nun einmal im Chat ging. Aber wo sollten wir uns treffen? Denn München ist groß. Am besten würde wohl der Hauptbahnhof sein.

 

Dann war es auch schon endlich soweit. Ich konnte kaum still auf meinem Platz am Fenster sitzen. Ich war mit dem ICE unterwegs und lieferte meinem Sitznachbarn Unterhaltung, wobei dieser mich auch für verrückt halten musste. Aber egal, damit konnte ich gut leben. Ich war mittlerweile 6 Stunden und 31 Minuten unterwegs und dann kam er... Der Münchener Hauptbahnhof. Da würde ich Petra kennen lernen. Als der Zug grade stand, stürmte ich heraus und rannte fast zur Info - so weit wie das mit meinem ganzen Gepäck ging – wo ich Petra dann endlich sehen würde. Ich war mega nervös.

Aber die Zeit verging und niemand kam, der wie Petra aussah. Ich sah wie viele Leute sich begrüßten, die sich wohl lange nicht gesehen hatten, aber nirgends war sie. Ich holte noch mal Petras Foto hervor, um sicher zu gehen, dass sie nirgends stand und ich sie nicht erkannte. Aber dem war nicht so. Die Zeit verging, ohne dass ich eine Nachricht von ihr erhielt. Das machte mir Sorgen. Nein, das war bestimmt nicht Petras Art, mir bei so etwas wichtigem nicht Bescheid zu geben. Verzweifelt versuchte ich, sie auf dem Handy zu erreichen. Doch sie nahm nicht ab und beantwortete auch keine meiner SMS. Ich machte mir Sorgen, also suchte ich erst einmal eine Polizeidienststelle auf. Ich berichtete ihnen alles und wie es der Zufall wollte, konnten die mir natürlich nicht helfen. Ich war sauer. So sauer, dass ich fast die Dienststelle auseinander genommen hätte, hätten mich die Beamten nicht mehr oder weniger rausgeschmissen. Ich war sauer, dass Petra nicht kam. Sauer, dass die Polizei nichts machen konnte und einfach sauer, weil nichts so klappte wie man es sich vorstellt.

 

Von der Wache aus machte ich mich auf den Weg zu Ingo Lenßens Kanzlei, ich kannte ihn, weil er meinen Vater mehrere Male vertreten hatte, worum es dabei gegangen war, weiß ich nicht. Nun war ich eben mal eine Zeit lang in München, da konnte ich auch mal bei ihm vorbei schauen. Nachdem ich mich verfahren hatte und im Fasanengarten mit ohne Palmen gelandet war, fand ich dann doch noch Ingo Lenßens Kanzlei. Ein weiteres Wunder innerhalb weniger Zeit. Dann schleppte ich mich mit meinem gesamten Gepäck in den zweiten Stock. Schon von Gabi von Polsdorf wurde ich herzlich begrüßt und sie meldete mich bei Ingo Lenßen an. Und so schleppte ich mich und meine Sachen ins Büro. „Hey, schön dich wieder zu sehen.“, sagte Ingo freundlich und zerquetschte mich fast bei der Umarmung. Dann meinte er frech grinsend:„Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, haste noch problemlos auf meinen Arm gepasst.“ Ich lachte:„Übertreib mal nicht so maßlos!“ 

Wir redeten über die vergangene Zeit, wir hatten uns schließlich lange nicht mehr gesehen. Ich war ja auch gekommen, um mal wieder mit ihm zu quatschen. Dann merkte er leider das, was ich versucht hatte zu verbergen. „Was ist los? Irgendwas ist doch mit dir.“, sagte Ingo. „Ach nee, es ist nichts. Mir geht’s gut und ich bin hier in München.“, sagte ich. „Warum bist du eigentlich in München?“, fragte er dann auch noch. Ich war kurz davor, nichts zu sagen und abzuhauen. Aber gut, ich antwortete:„Ich wollte mich mit meiner Chatfreundin aus Südtirol hier treffen, aber sie ist nicht zum Treffpunkt gekommen. Ich war auch schon bei der Polizei, aber die können oder wollen nichts machen.“ Dann hat er für mich unverständliches getan. Er nahm das Telefon und telefonierte kurz, redete irgendwas von „Kommt mal schnell vorbei“ und legte dann wieder auf. Tja und dann redeten wir weiter über belanglose Dinge. Einer neuer Punkt warum ich sauer war. Es regte mich auf, dass ich keine Peilung hatte was er da grade gelabert hat, aber so wie es aussah, wollte er sich wohl auch nicht bereit erklären, mir das zu erläutern. Na gut, auch damit konnte ich leben.

 

BOOOOM!!! Die Tür wurde bis zum Anschlag aufgeknallt und Christian Storm und Sandra Nitka stürmten ins Zimmer. „Was ist denn so dringend Ingo“, fragte Chris, der mit klatschnassen Haaren vor uns stand. Und dann begann ich, noch einmal alles kurz und knapp zu erzählen. „Mal kurz was anderes. Christian, wie siehst du eigentlich aus“, grinste Ingo. „Du hast mich unter der Dusche weggeholt. Da es sich wichtig anhörte, hab ich meine Haare so gelassen und hab Sandra abgeholt!“, grinste Christian zurück. „Hattest du wieder Gesangsunterricht unter der Dusche???“, fragte Sandra mit Unschuldsblick. „Hallo?“, fragte Christian und knuffte Sandra in die Seite. „Habe dich ja noch gar nicht begrüßt“, sagte Christian entsetzt über seine Unhöflichkeit und erneut wurde ich fast zerquetscht. „Wird das zur Angewohnheit, mich zu zerquetschen???“, fragte ich nach Luft schnappend. Alle lachten. Dafür war die Begrüßung von Sandra etwas zärtlicher. Dann wurde die Tür erneut aufgestoßen und Christians Hund Tequilla tapste hinein. „Ingo, kann Tequilla hier bleiben, dann fahren wir zum Treffpunkt. DANKE!!“, sagte Christian und zog Sandra mit sich hinaus ohne eine Antwort abzuwarten. Ingo warf ihm einen sehr ‚begeisterten‘ Blick hinterher. „Ich bin begeistert“, sagte Ingo grinsend und knuddelte den Hund mal ordentlich, der Schwanz wedelnd auf Ingo zu gerannt kam. Dann ging die Tür erneut auf und Christian kam erneut herein und zog mich am Arm hinaus durch den Flur zum Auto hinunter. Ich stieg ganz artig ein und auch Chris tat dies. Sandra wartete dort schon auf uns. Dann prusteten wir alle drei los, wir lachten über die spontane ‚Flucht‘.

 

An der Info des Hauptbahnhofes angekommen, sahen sich Christian und Sandra um und ich hielt Ausschau nach Petra. Aber nichts, keine Spuren, keine Petra. Dann kam mir eine Idee: „Sandra, du, Petra musste einmal hier in Deutschland umsteigen, aber zwischen den Bahnhöfen liegen 3 Kilometer Distanz. Die wollte sie mit dem Fahrrad zurücklegen, vielleicht ist da was passiert.“

Also los, auf in den Wagen und dann den Weg zu dem anderen Bahnhof. Von da aus hielt ich die Augen offen.

Und dann der Schock, da lag ein Fahrrad. Christian hatte den Alfa noch nicht zum stehen gebracht, als ich schon raus gesprungen war. Ich lief zu der Stelle, wo das Fahrrad lag und da sah ich es auch schon. Petra lag mit einer Platzwunde und bewusstlos im Straßengraben. Auch Christian und Sandra kamen dazu und Christian trug Petra erst einmal zum Auto, wobei sie durch die Bewegung wach wurde. Sie hatte nur eine kleine Platzwunde, die nicht genäht werden musste und auch sonst ging es ihr gut. Wir grinsten uns an, Petra sprang von Christians Arm runter und wir knuddelten erst einmal ordentlich. Und wir waren beide äußerst froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Christian schob uns beide grinsend auf die Rückbank in den Alfa. Auch Sandra und er stiegen ein. Auf dem Weg in Richtung München erzählte Petra was geschehen war. „Ich bin da ganz normal her gefahren und dann schneckt da so’n Typ neben mir und hupt wie so ein Irrer. Da hab ich dank meinem schweren Gepäck das Gleichgewicht verloren und bin im Straßengraben gelandet. Aber gut das ihr mich gefunden habt, is’n bissel kalt geworden.“ Dann lachte sie. Das war sie also. Meine Petra-Partymaus alias Actiongirl. Ich freute mich unendlich auf die gemeinsame Woche mit ihr. „So wir fahren erst einmal ins Krankenhaus, du siehst zwar ganz fit aus, aber besser ist es.“, sagte Christian. Trotz einer protestierenden Petra auf der Rückbank fuhren wir ins Krankenhaus. Wie sich herausstellte, fehlte der Partymaus allerdings nichts.

So machten wir beide uns eine schöne Woche mit Christian, Sandra, Ingo und Tequilla. Dieser war jedoch leicht beleidigt, dass wir ihn so lange bei Ingo gelassen hatten.

 

 

 

© Sarah Kranz

 

 

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